Der Herbst neigt sich und unser erster kanadischer Winter steht vor der Tür. Frostige Tage und ein paar Schneeflocken Ende November. Richtiger Schneefall Mitte Dezember. Wir schippen. Erfreuen uns über den Anblick. Stahlblauer Himmel, die Sonne scheint. Trockene Luft und alles ist wie verzaubert und von einer weißen Decke überzogen. Es ist ruhig und friedlich. Ein kurzen Moment denke ich an ‚Die Schneegeschichte‘. Ein Pärchen freut sich in Canada über die ersten Schneeflocken… Nein, so schlimm wird es nicht werden.
An Heilig Abend kaufen wir dann doch eine Schneefräse, einer der letzten die es noch gibt. Die Wochen vergehen und es schneit. Wochen vergehen und es ist kalt. Bis minus 35 Grad in der Nacht. Tagsüber manchmal nur minus 20.
Die Kanadier sagen, das ist ein Pillepalle Winter. Viel zu wenig Schnee. Für unsere gewohnten Schneemengen, empfinden wir es als ausreichend, mehr als genug.
Monate vergehen und wir haben gedacht, im Winter könnten wir Wald-Arbeiten und Feuer machen. Weit gefehlt. Der Schnee liegt so hoch, das daran gar nicht zu denken ist. Wir kaufen Schneeschuhe und Spikes für Schuhe um über vereiste Flächen zu gehen. Übrigens hört sich das sehr romantisch an, Schneeschuhspaziergang. Romantisch vielleicht einen Moment und danach ist es nur super anstrengend.
Ich wollte schon immer mal wissen, ob ich Bilder malen kann. Was kann so eine kreative Ader alles hergeben. Ich habe mir stundenlang Videos von Acrylmalerei angeschaut und dann losgelegt. Nicht nur ich selbst, sondern vor allem Alex ist sehr verwundert, wie gut ich es hinbekomme. Denn in 3D-Denken und zeichnen, bin ich mehr als eine Katastrophe. Mit der Malerei kann ich auf jeden Fall viele Wintertage überbrücken und es macht mir sogar richtig Spaß.
Alex hält sich viel in der Garage auf. Der Ofen tut was er soll und es ist muckelig. Man’s Cave würde ich sagen. Er bastelt an Äxten und versucht das Metall zu bearbeiten. Es wird viel experimentiert. Was alles so möglich ist, wenn man zum Nichtstun verdammt wird.
So langsam kommen mir Zweifel, ob ich wirklich Lust habe auf so lange Winter. Winter an sich ist toll, aber für mein Empfinden dauert er mir viel zu lange. Die ersten Ideen werden gesammelt, wie man das verkürzen kann. Wir könnten
im Winter irgendwo hinfliegen, wo es warm ist. Aber, ich frage mich, was sollen wir da machen. Wir sitzen im Hotel, haben kein Auto, kein Kajak, keine Angelausrüstung…. Das ist uns auch zu langweilig. Wir denken ernsthaft darüber
nach einen Camper zu kaufen. Wohnmobil, Wohnwagen oder Truck-Camper. Nach abwägen aller Vor- und Nachteile bleiben wir beim Truck-Camper hängen. Das bedeutet aber auch, wir benötigen ein anderes Auto. Wie der Zufall es will, stolpern wir quasi über einen passenden Truck und machen Nägel mit Köpfen. Weiter geht die Suche nach einem Camper. Überall gibt es zur Zeit Messen. Die Camping-Saison steht ja quasi vor der Tür.
Inzwischen ist April und der Schnee ist immer noch nicht ganz weg. Ich kann es kaum erwarten wieder etwas grünes zu sehen. Ich mag kein weiß mehr.